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Mehr Frauen im deutschen Profifußball: Hat der Wandel begonnen? | NDR.de – Sport

Stand: 21.03.2022 12:20

Eine Frau führt die Deutsche Fußball Liga (DFL), mehrere Frauen sind am Aufbau des DFB beteiligt und Eintracht Braunschweig hatte gerade erstmals eine Präsidentin. Wo steht der deutsche Fußball und seine Frauen im Jahr 2022?

von Florian Neuhaus

Wohl noch nie hat eine Mitgliederversammlung eines Drittligisten so viel Aufmerksamkeit erregt wie zuletzt bei Eintracht Braunschweig. Der Grund hat einen Namen: Nicole Kumpis. Erstmals in seiner 127-jährigen Geschichte hat das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga einen weiblichen Präsidenten. Und sie ist erst die dritte Vereinsmanagerin in der Geschichte des deutschen Profifußballs.

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Erstmals in der 127-jährigen Vereinsgeschichte wird der Traditionsverein von einer niedersächsischen Frau geführt. mehr

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so eine große Welle schlägt“, sagte der Kumpel vom NDR Sportverein. “In der Region Braunschweig wurde das Thema Frauen nie gestellt.” Ganz am Anfang wurde sie danach gefragt. Aber nachdem ich gesagt hatte, dass es kein Problem für sie gab, war es das. „Aber weil klar wurde, dass ich die Wahl gewonnen habe, hatte das einen großen Einfluss auf national.“

Fanbeauftragter Latitude: „Fußball fit für die Zukunft machen“

Das war aber zu erwarten. Auch wenn die DFL-Arbeitsgruppe „Zukunft Profifußball“ vor über einem Jahr ihre Ergebnisse präsentierte und unter anderem mehr Vielfalt in den Vereinen forderte, hat sich an der Frauenfrage in den 36 Vereinen der ersten und zweiten Liga nichts geändert. “Es ist unglaublich nüchtern”, betonte Taskforce-Mitglied Helen Breit.

„Das spiegelt nicht unsere gesellschaftlichen Verhältnisse wider und ist nicht vergleichbar mit der freien Wirtschaft. Und ich denke, dass spätestens dann alle Alarmglocken läuten sollten“, betonte Breit, der auch Präsident des Fanbündnisses „Our Curve“ ist.

Ihrer Meinung nach ist es notwendig, die Themen Geschlechtergerechtigkeit und Diversität endlich anzusprechen. „Aber ich sehe keine breite Bewegung in den Vereinen. Das wäre nötig, um sich für die Zukunft aufzustellen.“

Wolfsburgs Schuld: „Die aktuelle Generation verdient Respekt“

Auch die Frauen von „Fußball kann mehr“ haben sich dieses Themas auf die Fahnen geschrieben. „Die Generation, die jetzt kommt, verdient Respekt. Man muss sehen, dass der Fußball nicht nur männerdominiert ist, sondern dass es auch eine sehr starke Frauenmannschaft gibt, die man auch braucht“, erklärte Nationaltorhüterin Almuth. Schult vom VfL Wolfsburg.

Gemeinsam mit ihren Wahlkampfkollegen hat sich die 31-Jährige zum Ziel gesetzt, beim DFB zu wechseln. Nach reiflicher Überlegung entschieden sich die Frauen, bei der Präsidentschaftswahl nicht zu kandidieren. Das Ergebnis des DFB-Bundestags nahm sie aber erfreut zur Kenntnis: „Jetzt bin ich gespannt, wie es sich entwickelt. Dass sich etwas ändert.“

Bibiana Steinhaus-Webb hatte früh die Hoffnung aufgegeben (“Ängste vor Veränderung”). Die frühere deutsche Profi-Schiedsrichterin, die mit ihrem Engagement für das Projekt „Football can do more“ plötzlich vom damaligen Vizepräsidenten Rainer Koch unter Druck geriet, wechselt als Referee Head in die englische Profiliga. Bemerkenswert: Die neue DFB-Vizepräsidentin Silke Sinning gewann die Direktwahl gegen den langjährigen Amtschef.

Neuer Anführer als Hoffnungsschimmer

Fanbeauftragter Breit bedauert Steinhaus-Webbs Abgang aus Deutschland zutiefst, betont aber auch: „Es hat sich noch nicht viel geändert. Es gibt ein paar Hoffnungsschimmer. Starkes Zeichen.“ Für sie aber bleiben die Frauen in der DFB-Spitze ebenso wie die neue Direktorin Donata Hopfen an der Spitze der DFL „immer noch Exoten“.

Jetzt müssen die Profiklubs nachziehen – und die Weite wird dringend benötigt, um den Druck zu erhöhen. „Wir brauchen eine Frauenquote im Fußball. Wenn sich ohne sie etwas geändert hätte, hätten wir die Änderung schon gehabt – aber wir hatten sie nicht!“ Sie sagte und fügte mit Blick auf Eintracht-Präsident Kumpis hinzu: „Wir können nicht mitmachen. Das Tempo an Unterstützung, das wir jetzt haben. Es ist schön, dass wir jetzt über eine Frau sprechen, aber wir sollten einfach noch 20 Jahre warten und dann.“ haben wir noch ein zweites?”

Braucht der Fußball auch eine Frauenquote?

Die Frauenquote – für so manchen Zuschauer. Für die breite Masse ist die Rate in der Wirtschaft ein Vorbild: Sie entkräftete das „falsche Argument“, es gebe keine qualifizierten und kompetenten Frauen. „Das ist ein Engpass bei den Männern. Wir können die Strukturen im Fußball nur mit einer radikalen Maßnahme aufbrechen. Wir müssen die Türen weit öffnen und offen lassen. Und auch als Übergangsphase, denn dann wäre es in zwei Jahren erledigt.“

Eintracht-Präsident Kumpis fordert individuelle Lösungen

Dass der Kumpel die Wahlen in Braunschweig (und zwar ohne Quote) gewonnen hat, findet Schult „ein gutes Signal und ein richtig gutes Statement“. Der Erfolg von Kumpis liegt nach eigener Einschätzung vor allem daran, dass sie durch ihre lange Vereinszugehörigkeit bei den „Löwen“ so gut vernetzt ist: „Die Mitglieder haben sich bewusst für Nicole Kumpis entschieden – und nicht für einen Frau. Ich komme aus dem Verein – und viele haben mir das zugetraut.“ Eine Frauenquote bedeutet ihr jedoch nicht viel: “Das hätte wahrscheinlich dazu geführt, dass die Leute mich nicht gerne wählen würden.”

Weite: Messen Sie Frauen nach ihrer Leistung

Der Buddy ist sich also sicher, dass sie und ihr Team von der Aufmerksamkeit profitieren werden. Daran glaubt auch die Soziologin Breit: “Ich freue mich über jede Frau, die im Fußball sichtbar wird, in Führungsrollen, weil es zeigt, dass es ein anstrengender Weg ist, aber auch, dass er machbar ist. Und wir brauchen dringend ‘Vorbilder'”: Menschen, die vorangehen.“

Aber der Weg zur Normalität wird wohl lang sein. Das zeigen nicht zuletzt einige Kommentare der Fußballfans in den sozialen Medien. Kleidung, Aussehen oder einfach Frausein werden dort immer noch viel zu oft statt Buddy-Qualitäten diskutiert.

Und Breit weist auch auf eine andere Gefahr hin: „Alle Frauen im Fußball sind Vorbilder, ob sie wollen oder nicht. Sie arbeiten für alle Frauen auf einmal. Und auch das ist mit einer Bürde verbunden.“ Niemand sollte den Fehler machen, zu viel von ihnen zu erwarten: „Es hat sich gezeigt, dass Frauen in vielen Bereichen mehr tun müssen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen. Aber sie müssen nicht dreimal so gut sein wie Männer.“ Jeder ist es gebeten, es zu kochen – und die Aufführung zu sehen.”

VIDEO: Eintracht-Präsidentin Nicole Kumpis hofft auf Nachahmer (12 min)

Dieses Thema im Programm:

Sportverein | 20.03.2022 | 22:50 Uhr