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Unklar über den Zustand des Waldes in Deutschland

Die Beurteilung des Blattzustandes ist ein wichtiger Indikator. Inventurteams schätzen die Kronenausdünnung – also die Abweichung der beschnittenen Bäume von einem gesunden Baum mit vollen Nadeln oder vollen Blättern – in 5-Prozent-Schritten. Die Ergebnisse werden zur Auswertung in „keine“, schwache und klare Kronendünen zusammengefasst. 25 % sprechen von klaren Kronendünen.

Die drei Rekord-Dürre- und Warmjahre 2018-2020 haben gezeigt, dass der Klimawandel endgültig im deutschen Wald angekommen und für alle sichtbar ist. Dies führte 2020 auch zu früheren Höchstständen beim Kronenwachstum und Baumbestand.

Für 2021 ist der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronendurchforstung im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen, aber immer noch hoch: 35 % weisen eine deutliche Durchforstung auf (2020: 37 %). Auch über 60-jährige Bäume, bei denen die Schäden besonders deutlich sind, zeigen eine leichte Verbesserung: 42 % weisen einen deutlichen Blattverlust gegenüber 45 % im Jahr 2020 auf. Der durchschnittliche Kronenverlust aller Bäume ist auch 2019 mit 25 nach dem ersten signifikant Dürrejahr 0,1 % (nach 22,0 % im Jahr 2018) und bleibt 2021 mit 25,7 % auf dem gleichen Niveau.

Laub- und Nadelbäume sind unterschiedlich betroffen

Die durchschnittliche Kronendichte von Laubbäumen steigt seit Jahren. In früheren Jahren lag dies vor allem am Zustand der Eiche. Seit 2019 ist aber auch die Buche stark betroffen. Nach dem Rekordjahr 2020 ist die durchschnittliche Deflation im Jahr 2021 wieder zurückgegangen (45 % nach 55 % im Jahr 2020). 2021 gab es jedoch wenig Früchte. Normalerweise führt eine geringe Fruchtbildung zu einer deutlichen Verbesserung des Kronenzustands. Das war 2021 nicht der Fall. Die Buche braucht wahrscheinlich länger, um sich von den heißen und trockenen Jahren zu erholen.

Anders als zuvor weisen auch Nadelbäume seit 2018 eine deutliche Zunahme der Mittelkronenbelaubung auf. Insbesondere die Fichte erreichte im Jahr 2021 ein Maximum von 29,8 % und damit den höchsten Wert seit Überwachungsbeginn 1984. Aber auch die Kiefer hat deutlich zugelegt und einen bedauerlichen Rekordwert von 22,9 % erreicht.

Neben der Kronenblätterung bleibt die Sterblichkeit hoch. Insgesamt sank er von einem Rekordwert von 1,7 % im Jahr 2020 auf 1,2 %, steigt aber bei Buche und Eiche weiter an.

Fichten reagieren eindeutig auf den Wassermangel im Boden, verursacht durch die drei Trockenjahre 2018-2020. 2019 starben die Aktien erstmals ausgiebig. Besonders schlimm ist der Borkenkäfer, der die zuvor geschädigte Feige befallen hat. Aber auch die bislang weniger auffällige Buche ist von Hitze- und Trockenstress geprägt. Bei der Eiche steigt die Pest erneut. Seit 2019 weist auch Kien einen immer größer werdenden Schadensanteil auf.

Notwendig: mehr Klimaschutz und weniger Stickstoffeintrag

Einfache technische Lösungen zur Verbesserung des Waldzustandes, wie sie in den 1980er Jahren mit Luftfiltertechnik und Waldkalkung praktiziert wurden, werden nicht möglich sein. Klimaschutz und die Reduzierung von Stickstoffeinträgen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft sind ebenso notwendig wie Waldanpassung durch die Transformation unserer Wälder.

„Trotz des günstigen Wetters im Jahr 2021 ist die Entwicklung der Waldsituation im Jahr 2022 ungewiss“, sagt Dr. Nicole Wellbrock, Koordinatorin der Waldzustandserhebung am Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde. „Auch im Jahr 2021 waren die Grundwasserspeicher in einigen Regionen Deutschlands nicht vollständig gefüllt.“

Insbesondere aufgrund weiterer Schadholzmengen infolge des Wintersturms im Februar 2022 ist davon auszugehen, dass keine Besserung bei Schädlingen, insbesondere Borkenkäfern, zu erwarten ist. Die Ökosystemfunktionen des Waldes werden durch die großen Schadensflächen nachhaltig reduziert.

Methodik

Um den Zustand des Waldes deutschlandweit zu erfassen, untersuchen geschulte Teams der Bundesländer jedes Jahr im Juli und August die Baumkronen eingehend. Auf einem systematischen Stichprobennetz von 16 x 16 Kilometern erheben die Inventurteams Daten zum Zustand des Waldes. Das Thünen-Institut für Waldökosysteme wertet die bereitgestellten Rohdaten aus und berechnet daraus nationale Ergebnisse.

Bundesweite Ergebnisse liegen seit 1990 für das heutige Bundesgebiet vor, für die alten Bundesländer sogar seit 1984.

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