Stand: 22.03.2022 18:32
Die Kieler Werft thyssenkrupp Marine System sucht nach Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten zu erhöhen. Dabei geht es wohl um eine mögliche Übernahme der insolventen MV-Werften.
von Christian Wolf
Die Kieler Werft thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) kann seit einigen Monaten einen Erfolg nach dem anderen verbuchen. Ob U-Boote für die israelische oder deutsche und norwegische Marine: Die Produkte des Unternehmens von der Kieler Förde sind gefragt. Das garantiert volle Auftragsbücher. Experten nehmen Aufträge von bis zu 14 Milliarden Euro entgegen, die die Werft bis in die 2030er-Jahre ausschöpfen wird. Durch den Krieg in der Ukraine, die veränderte Sicherheitslage in Europa und die damit verbundene Neuausrichtung der deutschen Sicherheitspolitik könnten weitere Milliarden erreicht werden. Das bleibt nicht ohne Folgen, denn die Kieler Werft platzt bereits aus allen Nähten und baut den Standort deshalb seit dem vergangenen Jahr für 250 Millionen Euro aus. Aber das reicht offenbar nicht aus, denn TKMS sucht nach Möglichkeiten, die Kapazität zu erhöhen.
Mögliche Übernahme von MV-Werften
Also ging das Unternehmen ins Rennen um den Kauf der insolventen MV-Werften. Aus Sicht des Landesschifffahrtsbeauftragten Andreas Burmester wäre das nicht nur gut für das Unternehmen: „Eine so große Kapazitätssteigerung kann die Werft kostengünstig schaffen. Und wenn das gut für das Unternehmen ist, dann ist es gut für die Region und dann ist es gut für das Land.“ Außerdem braucht TKMS seiner Meinung nach auch dringend neue Fachkräfte und Ingenieure. Auch aus Sicht von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) zeigt das Interesse von TKMS, dass es dem Unternehmen gut geht: „Ich stimme der IG Metall zu, dass diese Variante nicht nur gut für unser Land ist, sondern auch für die Land. Werft in Deutschland Norddeutschland insgesamt.“
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Die MV-Werften sind seit Anfang des Jahres pleite. Die Kieler TKMS-Werft interessiert sich natürlich für den Standort Wismar. mehr
Erste Schritte zur Werftenkonsolidierung
Seit vielen Jahren besteht der politische Wille zur Werftenkonsolidierung im Marineschiffbau, also zur Zusammenarbeit der Werften, die Fregatten und U-Boote bauen. Auf diese Weise sollen sie besser auf dem internationalen Markt konkurrieren können, wo sie mit anderen, zum Teil staatlichen Unternehmen stehen. Dazu gehört zum Beispiel die französische NAVAL-Gruppe. Bisher hat sich TKMS auf den U-Boot-Bau konzentriert. Obwohl das Unternehmen Überwasserschiffe wie die israelischen Fregatten entwarf, baute es dann die Schiffe von Subunternehmern wie German Naval Yards.
Werden MV-Werften übernommen, könnte TKMS künftig alles aus einer Hand anbieten. „Ich glaube aber nicht, dass eine Konsolidierung im deutschen Marineschiffbau falsch wäre. Die in diesem Bereich tätigen Werften sollten enger zusammenarbeiten“, sagte Wirtschaftsminister Buchholz. Aus einer Konkurrenzsituation auf dem deutschen Markt könne seiner Meinung nach niemand Nutzen ziehen: “Andere europäische Unternehmen würden davon irgendwann profitieren, weil sie durch eine Trennung stärker würden.”
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Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Norden | Neues für Schleswig-Holstein | 22.03.2022 | 12.00.
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